Zahnentwicklung

Zahnentwicklung - Wissenswertes und Forschung von der Entwicklung des Zahnkeims bis zum Zahndurchbruch

Die Zahnentwicklung beginnt noch lange bevor beim Kind der erste Zahn durchbricht.Der erste Zahn beim Nachwuchs ist für viele Eltern ein Grund zur Freude. Die Entwicklung der Zähne beginnt aber viel früher und vollzieht sich über die ersten 20 Lebensjahre hinweg. Wie die Zahnentwicklung(Odontogenese) abläuft, was ihr schadet und welches Interesse die Wissenschaft am Entwicklungsprozess der Zähne hat, lesen Sie hier.

Was versteht man unter der Zahnentwicklung?

In der Entwicklung sind alle Prozesse inbegriffen, die zum ausgebildeten Zahn führen. Von der Anlage bis zum Durchbruch.Die Zahnentwicklung (Odontogenese) umfasst alle Prozesse, die Anlage, Ausbildung und Durchbruch (Dentition) der Zähne bewirken. Bei der Entwicklung der Milch-, Ersatz- und Zuwachszähne gelten die gleichen biologischen Prinzipien. Ihren Verlauf beschreiben wir im folgenden Schritt für Schritt.

Wie verläuft die Zahnentwicklung für gewöhnlich?

Zähne entwickeln sich nicht im Kindesalter, sondern bereits im Embryonalstadium beginnt die Gebissanlage. Mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter ist die Entwicklung nach (eventuellem) Zahndurchbruch der Weisheitszähne abgeschlossen.

Im Embryonalstadium

Die Zahnentwicklung beginnt in der 5. Embryonalwoche mit der Entstehung einer Zahnleiste, in der Milchzahnkeime in Form von knotenartigen Zahnknospen angelegt werden. Die Entstehung des Wurzelzementes (Zementogenese) ist dabei Teil dieser embryonalen Zahnentwicklung. Das Wurzelzement umgibt die Zahnwurzel und den Zahnhals. Sie bestehen aus drei unterschiedlichen Zelltypen (inneres Schmelzepithel, äußeres Schmelzepithel, Schmelzretikulum). Die Knospen reifen erst zu Zahnkappen (11. Embryonalwoche) und zu Zahnglocken (12.-16. Embryonalwoche) heran. Die Zahnanlage ist die Vorstufe vom Zahn mit Schmelzorgan (Zahnglocke) bei der Zahnentwicklung und Gebissentwicklung. Die Zahnknospe wird auch als Schmelzorgan bezeichnet.

Im Glockenstadium wird die erste Zahnhartsubstanz (Zahnschmelz und Dentin) gebildet und die Zahnleiste aufgelöst. Gleichzeitig bildet sich die sogenannte Ersatzzahnleiste, in der die bleibenden Zähne (Ersatzzähne) angelegt werden.

Der Zahndurchbruch der Milchzähne beim Kind

Die Milchzähne beginnen ab dem 8. Monat durch die Zahnleiste durchzubrechen, die Entwicklung der Milchzähne ist aber trotz Zahndurchbruch noch nicht abgeschlossen. Etwa im 11. Monat sind die sichtbaren Teile der Milchzähne fertig, nur noch die Zahnwurzel wächst in der Zahnreihe weiter.

MilchzahnAb dem 12. Monat fangen die Backenzähne der Milchzähne an durchzubrechen. Die Zahnwurzeln erreichen je nach Zahntyp zwischen dem 16. Und 36. Lebensmonat nach dem Zahndurchbruch ihre endgültige Größe. Zum dritten Geburtstag besteht das Milchgebiss aus 20 Zähnen. Sie zeigen sich in folgender Reihenfolge: Schneidezähne, erster Backenzahn, Eckzahn, zweiter Backenzahn.

Zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr entwickelt sich das Dauergebiss unter dem Milchgebiss. Die Weisheitszahnkeime werden angelegt.

Im Alter von sechs bis 12 Jahren verabschieden sich die Milchzähne. Den Anfang machen die hinteren Backenzähne (Molare), gefolgt von den mittleren und seitlichen Schneidezähnen. Abschließend werden Eckzähne und vordere Backenzähne durch bleibende Zähne durch den Zahndurchbruch ersetzt. Der Zahnwechsel ist mit dem zwölften Geburtstag abgeschlossen.

Der Zahndurchbruch im Erwachsenengebiss

Im jungen Erwachsenenalter erfolgt mit den Weisheitszähnen die letzte Entwicklung. Sie sind aber nicht bei jedem angelegt.Die letzte Phase der Zahnentwicklung ereignet sich im Erwachsenenalter, wenn die Weisheitszähne wachsen. In der Regel sind Weisheitszähne ab dem 14. Lebensjahr röntgenologisch nachweisbar, ein möglicher Zahndurchbruch erfolgt aber deutlich später

Welche Nährstoffe sind für die Zahn-gesunde Entwicklung der Zähne wichtig?

Die Ernährung hat einen bedeutenden Effekt auf die Entwicklung der Zähne. Zur Bildung eines gesunden Zahnes mit einer ausreichenden Schicht Dentin braucht der Körper essenzielle Nährstoffe wie Vitamin A, Calcium (Kalzium), Fluorid, Phosphor, Vitamin C und Vitamin D. Vitamin D ist an der Regulation der Konzentration von Calcium und Phosphor im Blut beteiligt. Calcium und Phosphor sind bei der Entstehung von Hydroxyapatit wesentlich. Zahnschmelz ist das härteste organische Gewebe in der Natur und besteht zu 95 Prozent aus Hydroxyapatit.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann sich sehr positiv auf die Zähne auswirken.Kommt es während seines Entstehungsprozesses zu Störungen der Nährstoffversorgung, entsteht ein Schmelz von verminderter Qualität. Keratin wird mithilfe von Vitamin A gebildet und Vitamin C ist für den Aufbau von Kollagen zuständig. Fluorid macht Zähne widerstandsfähiger gegen Karies und Demineralisation, in zu hohen Dosierungen wirkt es schädlich.

Was hat schädlichen Einfluss auf die Entwicklung der Zähne?

Die Entwicklung der Zähne folgt genetischen und entwicklungsbiologischen Gesetzmäßigkeiten. Aussehen und Form des Gebisses sind genetisch programmiert. Zahlreiche Umwelteinflüsse können sich jedoch schädlich auswirken. Dazu zählen:

  • In der Schwangerschaft eingenommene Tetrazykline (Antibiotika)
  • Überdosierungen an Fluorid führen zu weißen bis bräunlichen Verfärbungen auf der Zahnschmelzoberfläche (Fluorose).
  • Nährstoffmangel. Fehlen Calcium, Phosphor und Vitamin D, sind die Zähne weniger mineralisiert. Zu wenig Vitamin A führt zu Schäden des Zahnschmelzes. Mangelndes Fluorid begünstigt die Demineralisation und verzögert die erneute Mineralisation der Zähne.
  • Krankheitsphasen von Mutter und Kind können sich nachteilig auf Form, Farbe und Gesundheit der Zähne auswirken.
  • Infektionen am Zahnkeim führen dazu, dass die Zahnentwicklung fehlerhaft verläuft. Das Resultat ist ein sogenannter Turner-Zahn, der Missbildungen an der Krone bzw. dem Zahnschmelz aufweist.

Prophylaxe durch einen Zahnarzt - Ab wann?

Es empfiehlt sich vom Beginn des ersten sichtbaren Zahndurchbruchs eine regelmäßige Prophylaxe durch einen Zahnarzt durchführen zu lassen. Auch wenn die Milchzähne später durch die bleibenden Zähne ersetzt werden, ist eine regelmäßige Kontrolle ratsam um frühzeitig Missbildungen, Karies oder Zahnfehlstände zu behandeln.

Wie ist der wissenschaftliche Stand der Forschung aktuell?

Die Forscher wissen bereits, dass im erwachsenen Kiefer Stammzellen für Zahnnachwuchs vorhanden sind, die ruhen.

Der Aufbau der Zähne ist relativ kompliziert. Tief gehend verstanden sind die Abläufe der Zahnentwicklung noch nicht, die Wissenschaft hat allerdings Gene identifiziert, die bei der Zahnentwicklung, Zahnerkrankungen und Zahnregeneration beteiligt sind. Bekannt ist, dass Stammzellen für Zahnnachwuchs im Kiefer ruhen. Wie sie aktiviert werden können, wird aktuell erforscht. Bisher können Forscher ganze Zähne nur mithilfe eines künstlichen Gerüsts wachsen lassen. Dafür wird ein biologisch abbaubarer Polymer verwendet, der mit stimulierenden Substanzen durchsetzt und durchlässig für Zellen ist. Die stimulierenden Stoffe regen körpereigene Zellen dazu an, einen Zahn nachzubilden.

Was erhofft sich die Wissenschaft langfristig von der Forschung?

Perspektivisch ist das Ziel den künstlichen Zahnersatz in Form von Zahnprothesen und Zahnimplantaten durch echte nachgewachsene Zähne abzulösen. Aber auch auf die Entwicklung der Zähne in den ersten Lebensjahren erfolgen sie sich Einfluss nehmen zu können bei vor angelegten Zahn- oder Kieferanomalien, die in den Genen liegen, um im Lebensverlauf Zahnspangen oder aufwendige Operationen in  der Kieferchirurgie überflüssig zu machen.

Wissenschaftler erhoffen sich, Zahnwachstum auch im Erwachsenenalter auslösen zu können. So wäre künstlicher Zahnersatz überflüssig.Die Wissenschaft erhofft sich, körpereigene Stammzellen dafür nutzen zu können. Zukünftig könnten Patienten im Labor nachgewachsene Zahnknospen implantiert werden, die dann binnen kurzer Zeit zu einem kompletten Zahn heranwachsen. Andere Forscherteams tüfteln an noch schonenderen Methoden.

Sie versuchen die Komplexität der Zahnentwicklung zu entschlüsseln, um dann auf chemischer Basis den Körper zur natürlichen Zahnentwicklung der dritten Zähne anzuregen. Ein bis zwei Spritzen direkt ins Zahnfleisch könnten genügen, damit neue Zähne sprießen, so hoffen die Wissenschaftler. Regelmäßig gibt es zu dem Forschungsthema Kongresse und Meetings, auf dem sich die Forscher zu dem Thema austauschen.

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am 17.12.2023 von Autor und Zahnarzt für Oralchirurgie Dr. med. dent. Frank Seidel.

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