Parodontosebehandlung (Behandlung von Parodontitis) beim Zahnarzt
Eine schmerzfreie Parodontosebehandlung / Zahnfleischbehandlung ist auch bei einer ausgeprägten Parodontose möglich
Entzündungen des Zahnhalteapparates (med. Parodont), die sogenannte Parodontose und die Entzündung des Zahnfleisches, die Gingivitis zählen zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen und belasten viele Patienten.
Die Parodontitis tritt in der Regel erst ab dem dritten oder vierten Lebensjahrzehnt auf und ist oftmals die Ursache von Zahnverlust durch Knochenabbau. Allerdings handelt es sich bei Zahnfleischerkrankungen und deren Folgen keinesfalls um Schicksalhaftes, dem nicht vorgebeugt oder entgegengewirkt werden kann. Durch eigenes Wissen in Sachen Parodontologie und die Hilfe professioneller Zahnärzte lassen sich Parodontose, Gingivitis und Knochenabbau vermeiden und sinnvoll behandeln.
Ursachen von Zahnfleischerkrankungen
Zahnfleischentzündungen sind durch Bakterien verursachte Erkrankungen. Nimmt infolge unzureichender Mundhygiene die Menge ebendieser ungeliebten Einzeller zu, bilden sich auf den Zahnflächen Beläge, Plaque genannt. Diese werden für das bloße Auge erst nach tagelangem Wachstum sichtbar.
Aus dem Bakterienstoffwechsel gelangen Gifte in das Zahnfleisch und lösen dort eine Entzündung, die Gingivitis, aus. Wenn diese eine Weile fortbesteht, entwickelt sich allmählich eine Parodontitis. Diese Zahnfleischerkrankung führt unbehandelt zum Knochenabbau und letztendlich zum Zahnverlust. Das Risiko, eine Zahnfleischerkrankung zu erleiden, steigt im Falle vermehrt auftretender gefährlicher Bakterien-Arten. Ist der menschliche Körper in seiner natürlichen Abwehr geschwächt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit ebenfalls.
Erkennungsmerkmale einer Zahnfleischerkrankung wie Parodontitis
- rotes, geschwollenes und überempfindliches Zahnfleisch
- Zahnfleischbluten, das beim Zähneputzen oder Verwenden von Zahnseide auftritt
- unangenehmer Geschmack im Mund und schlechter Atem am Tag
- Zahnseide: Mit Zahnseide Prophylaxe praktizieren
Wann eine Behandlung des Zahnfleisches durch einen Zahnarzt in den meisten Fällen ratsam ist
Sobald Anzeichen einer Gingivitis oder Parodontitis gegeben sind, empfiehlt sich der sofortige Gang zum Zahnarzt, der eine adäquate Behandlung durchführt. Die Entwicklung einer Zahnfleischerkrankung wirkt sich in mehrerlei Hinsicht negativ aus, wenn sie nicht rechtzeitig gestoppt wird.
Eine unbehandelte Zahnfleischerkrankung führt zu einem kontinuierlichen Rückgang des Zahnfleisches und bedingt schleichend einen parodontalen Knochenabbau und freiliegende Zahnhälse. Unter Umständen gefährdet eine Parodontitis sogar die Gesundheit des gesamten Körpers, besonders bei Vorliegen von Diabetes. Durch Geschwüre am Zahnfleisch können die Bakterien aus Plaque in die Blutgefäße gelangen und sich daraufhin im Blutkreislauf frei bewegen. Es ist demnach ungemein wichtig, Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen beziehungsweise schnellstmöglich zu behandeln - nicht nur zur Gesunderhaltung der Mundhöhle, sondern auch, um die allgemeine physische Gesundheit nicht zu gefährden.
Die Arten der Behandlung beim Zahnarzt gegen Parodontose und Zahnfleischentzündung
Ziel der Therapie gegen Parodontitis ist die Beseitigung der tiefen Zahnfleischtaschen und eine Knochenregenration in diesem Bereich. Bei starken vertikalen Knochentaschen wird i.d.R. ein Knochenaufbau (Augmentation) mit einem Knochenersatzmaterial simultan mit einem speziellen Regenerationsmaterial (Emdogain-FA Straumann*) vorgenommen. Bei Erreichen des Therapiezieles können auch lockere Zähne durch Stabilisierung des Zahnhalteapparates wieder fest und später strategisch für Zahnkronen, Zahnbrücken oder Zahnprothesen integriert werden.
Bei der strategischen Planung einer Parodontosebehandlung unterscheidet man zwischen der geschlossenen und der offenen Parodontosebehandlung - eine geschlossene Behandlung kann in einigen Fällen ausreichend sein. Bei tiefen Knochentaschen empfiehlt sich zur besseren Übersicht die offene Parodontosebehandlung. Das heißt, das Zahnfleisch wird während eines ambulanten operativen Eingriffes aufgeklappt und der gesamte Eingriff unter Sicht vorgenommen.
- Diese Knochenersatzmaterialien werden beim Zahnarzt verwendet
- Ist ein Bleaching nach einer Zahnfleischbehadlung möglich?
Die geschlossene Parodontosebehandlung
Die geschlossene Parodontosebehandlung wird ohne das Aufklappen des Zahnfleischs durchgeführt und beinhaltet eine mechanische Säuberung sowie das Glätten der Wurzel- und Zahnoberfläche. Diese mechanische Reinigung oberhalb und unterhalb erfolgt entweder mit Handinstrumenten (Kurretten) oder mit einem Ultraschallgerät. Mit einer Lokalanästhesie oder einer Oberflächenbetäubung ist eine geschlossene Parodontosebehandlung der betroffenen Zähne vollständig schmerzfrei.
- Wie und mit welchen Mitteln Lokalanästhesie eingesetzt wird
Die offene Parodontosebehandlung (Parodontitisbehandlung)
Treten die Symptome der Parodontitis weiterhin auf, ist ein kleiner chirurgischer Eingriff erforderlich. Dabei löst der Arzt die Zahnfleischränder vom Knochen. So kann er in die Zahnfleischtaschen hineinsehen und eine Diagnose treffen. Im Normalfall müssen die Zahnfleischtaschen von erkranktem Gewebe und Belägen befreit werden. Häufig führen tiefe Zahnfleischtaschen zu derartigen Problemen.
Bakterientest und Antibiotikatherapie gegen Parodontose
Nicht immer ist ein gewöhnlicher Eingriff bei einer Parodontose allein ausreichend. So klagen einige Patienten trotz erfolgter Zahnfleischbehandlung schon nach einiger Zeit erneut über Beschwerden, die sich auf eine Neuerkrankung an Parodontose zurückführen lassen. Bei schwerwiegenden Krankheitsbildern sollte deshalb über einen Bakterientest nachgedacht werden, um eventuell versteckt liegende Ursachen zielgerichtet bekämpfen zu können und einen langfristigen Zahnerhalt zu gewährleisten.
Auch bei der Neuerkrankung nach bereits erfolgter Parodontosebehandlung und bei Entzündungen an einem Zahnimplantat (Gingivitis) ist ein solcher Markerkeim-Test notwendig. Ein Großteil der für die Erkrankung verantwortlichen Krankheitserreger befindet sich in vielen Fällen, nämlich in unzugänglichen Bereichen des Mundraumes, wie z. B.in tief sitzenden Zahnfleischtaschen.
Diese parodontalen Markerkeime zerstören nicht nur die Wurzeln der befallenen Zähne, sondern auch dem anliegenden Gewebe und Knochen und werden vom Blut des Patienten genährt. Ein Markerkeim-Test dient hier dazu, Klarheit über das Ausmaß und die genaue Art des Bakterienbefalls zu bringen.
Ergänzend zur herkömmlichen Behandlung hat der Arzt nun die Möglichkeit, ein Antibiotikum zu verschreiben, das genau für den jeweiligen Patienten optimal geeignet ist. Mithilfe der Behandlung mit Antibiotika werden dann auch die Bakterien bekämpft, die sich in den Nischen und tiefen Zahnfleischtaschen eingenistet haben und bei einem oberflächlichen Eingriff nicht hinreichend beseitigt werden.
- Wann Antibiotika in der Zahnarztpraxis verschrieben werden
Ablauf einer Parodontosebehandlung
Im Rahmen der systematischen Gingivitis- und Parodontitis-Behandlung befreit der Zahnarzt den Mundraum des Patienten in erster Linie von Bakterien, die Krankheiten verursachen.
Bevor eine invasive Parodontosebehandlung erfolgt, erfasst der Arzt generell das Keimspektrum. Die daraus hervorgehenden Erkenntnisse ermöglichen es, die umfassende Zahnfleischbehandlung mit geeigneten Antibiotika gezielt zu unterstützen. Für eine vollständige Parodontal-Regeneration ist es zudem bedeutsam, supra- und subgingivale mineralisierte Auflagerungen, Zahnstein genannt durch eine Wurzelglättung(Kurretage) zu beseitigen. Dadurch wird der bakterielle Plaque entfernt und morphologische Unebenheiten auf den Wurzeloberflächen werden ausgeglichen. In der Regel sind für eine gründliche Zahnfleischbehandlung zwischen vier und sechs Sitzungen notwendig. Nach der grundlegenden Therapie empfiehlt sich eine Nachsorge, die aus regelmäßig stattfindenden professionellen Zahnreinigungen besteht.
Parodontalgel für eine schmerzfreie Behandlung
Aus Angst vor starken Schmerzen möchten einige Patienten subgingivale Reinigungsmaßnahmen, die tief in der Zahnfleischtasche stattfinden, umgehen. Allerdings sind ebendiese zur Beseitigung der Krankheitserreger unerlässlich. Auf Wunsch wird vom Zahnarzt ein spezielles Parodontalgel namens Oraqix unter lokaler Betäubung verwendet.
Dieses Gel wird in ein im Innenraum einer parodontalen Läsion befindliches Gewebe appliziert, ganz ohne die Notwendigkeit einer Injektion. Durch das Gel wird eine lokalanästhetische Wirkung in den Zahnfleischtaschen hervorgerufen. Insbesondere Patienten, die an einer Spritzenphobie leiden, profitieren von dieser schmerzfreien Betäubungsvariante. Um auch bei der Behandlung selbst vollkommene Schmerzfreiheit zu gewährleisten, empfehlen wir die zusätzliche Gabe einer gewöhnlichen Lokalanästhesie. Allerdings kann diese erst nach der Verabreichung des Gels vorgenommen werden, da dieses derart gut vorbetäubt, dass der Patient die örtliche Betäubung durch die Spritze gar nicht mehr spürt. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, die Zahnfleischbehandlung bei einer Vollnarkose durchzuführen.
Der Laser in der Zahnmedizin als weitere Behandlungsmöglichkeit
Als moderne und besonders sanfte Möglichkeit, Zahnfleischtaschen im Rahmen der Parodontitis-Behandlung zu säubern, gilt die Lasertherapie. Mithilfe des Laserlichts kann der Zahnarzt die Bakterien, welche sich tief in den Zahnfleischtaschen befinden, abtöten und somit die Behandlung von Parodontitis unterstützen. Auf diese Weise ist das Aufschneiden des Zahnfleisches nicht notwendig. Dies führt, insbesondere bei einer Parodontosebehandlung mit Laser, zu einer schnellen Abheilung der Entzündung.
Muss der Zahnarzt bei schwereren Erkrankungen doch Zahnfleisch entfernen, trägt er das Gewebe durch Verdampfen an der Oberfläche um Bruchteile von Millimetern ab oder öffnet es, ohne eine Blutung auszulösen - dank Zuhilfenahme des Lasers.
Nachsorge nach der Zahnfleischbehandlung
Nach der Zahnfleischbehandlung kann der Patient direkt nach Hause gehen. Er sollte bis zum Abklingen der Betäubung nichts essen oder trinken. Unter Umständen treten leichte bis mittelschwere Schmerzen auf. Diese lassen sich durch einfache Zahnschmerztabletten bekämpfen. In den ersten Wochen nach der Operation sind körperliche Belastungen wie schweres Heben, Sport und Saunabesuche zu vermeiden. Die Zähne werden wie gewohnt mit der Zahnbürste - allerdings keiner elektrischen - geputzt. Mundduschen sind in dieser Zeit tabu. Generell ist künftig auf eine optimale Mundpflege und die Durchführung regelmäßiger Kontrolluntersuchungen zu achten, um das Wiederauftreten der Parodontitis(Parodontose) zu verhindern und den Zahnhalteapparat zu schützen.
Zusammengefasst:
- Schmerzmittel gegen die Schmerzen können helfen
- schweres Heben, Sport und Saunieren unterlassen
- Verzicht auf Kaffee, schwarzen Tee, Milch, Alkohol und Zigaretten
- Zähne nicht mit einer elektrischen Zahnbürste putzen
- Keine Mundduschen nach der Behandlung nutzen
Essen und trinken nach Parodontosebehandlung
Essen und trinken Sie nichts bis zum Abklingen der Betäubung. Zudem empfiehlt es sich, auf Kaffee, Schwarztee, Milch, Alkohol und Zigaretten zu verzichten. Nach jedem Essen sollte der Patient seinen Mund mit lauwarmem Wasser äußerst vorsichtig ausspülen.
Kann eine Behandlung während der Schwangerschaft erfolgen?
Mit einer Parodontitis (Zahnfleischentzündung) ist nicht zu spaßen, besonders wenn sich die Infektion fortgeschritten zeigt. Die Bakterien können in den Blutkreislauf gelangen und zu einer Frühgeburt führen. Viele Frauen verzichten wegen des lokalen Anästhetikums auf die Behandlung. Jedoch stellt es ab der 16. Woche kein Risiko mehr dar. Der Eingriff ist auch früher möglich, sofern keine gesundheitlichen Bedenken vorliegen.
Kosten einer Zahnfleischbehandlung und Übernahme durch die Krankenkasse
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten einer Zahnfleischbehandlung, wenn der Patient eine gute Mundhygiene vorweisen kann. Den erforderlichen Antrag stellt der behandelnde Zahnarzt.
Zuvor muss der Patient wenigstens einmal eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch genommen und die Kosten in Höhe von 50 bis 180 Euro selbst beglichen haben. Die grundlegende Zahnfleischbehandlung zahlt die Krankenkasse, nicht aber besondere Leistungen, wie beispielsweise eine Laboranalyse, Knochenaufbaumaterialien oder eine Lasertherapie. Für den mikrobiologischen Test fallen ungefähr 70 Euro an. Eine Laser- oder Plasma Therapie, welche eine innovative Form der Parodontosebehandlung mit Laser darstellt, liegt bei zehn bis 30 Euro pro Zahn. Eine Zahnzusatzversicherung kann diese Kosten übernehmen. Für schwangere Frauen ist die Behandlung stets kostenlos.
- Mundhygiene: Tipps für die richtige Mundhygiene und Zahnpflege von Dr. Seidel aus Berlin - gut zu wissen.
10 Tipps für ein gesundes Zahnfleisch
- Zahnfleischrand bei sanftem Druck gründlich putzen
- Die Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide zu reinigen ist essenziell, um Infektionen und die Notwendigkeit einer Parodontosebehandlung zu vermeiden.
- die Zunge im Rahmen des Zähneputzens mit säubern
- regelmäßige antibakterielle Mundspülungen durchführen
- die Zahnbürste nach dem Gebrauch desinfizieren
- mit Rauchen aufhören, um Parodontitis-Risiko zu vermindern
- bei Zahnfleischbluten Arzt aufsuchen
- parodontale Grunduntersuchung vornehmen lassen
- professionelle Zahnsteinentfernung ein- bis viermal jährlich
- vollwertig und damit gesund ernähren - wenig Zucker und Säure
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