Risikopatient beim Zahnarzt?

Behandlung von Risikopatienten in der Zahnarztpraxis - Vor- und Nachsorge

Bei Risikopatienten ist der Zahnarzt vor, während und nach der Behandlung darauf bedacht, die Belastung so niedrig wie möglich zu halten.

Risikopatienten bedürfen besonderer Fürsorge in der Zahnarztpraxis - vor, während und nach der Behandlung. Wir erläutern, welche Patienten zur Risikogruppe gehören und welche Vorkehrungen der Arzt in der zahnärztlichen Praxis trifft, um Komplikationen zu vermeiden.

Was versteht man unter einem Risikopatienten?

Risikopatienten sind Menschen, die aufgrund einer ernsthaften Erkrankung körperlich vorbelastet sind und möglicherweise eine spezielle Medikation benötigen. Bei ihnen besteht die Befürchtung, dass ein zahnärztlicher Eingriff zu Komplikationen führen könnte. Deshalb muss der Arzt vor der Behandlung eines Risikopatienten aktiv einige Vorsichtsmaßnahmen für Sie treffen, einschließlich einer Rücksprache über Ihre Medikation und mögliche Antikoagulation.

Wie erkennt der Zahnarzt mein Behandlungsrisiko?

Vor Beginn einer zahnärztlichen Therapiemaßnahme schätzt der Zahnarzt das Behandlungsrisiko eines jeden Patienten sorgfältig ab. Dies geschieht durch die Anamnese und ein damit einhergehendes Vorgespräch mit dem Patienten.

Der Zahnarzt schätzt Ihr Risiko ein anhand eines Anamnesebogens und eines persönliches Gesprächs über Ihre Risikofaktoren. Dabei geht es primär um frühere Erkrankungen.

Das grundsätzliche Vorgehen ist es, neuen Patienten bereits kurz nach Betreten der Praxis einen Fragebogen (Anamnesefragebogen) auszuhändigen, der dem Arzt hilft, das Behandlungsrisiko einzuschätzen. Die Fragen beziehen sich auf Ihren Gesundheitszustand und Ihre Lebensgewohnheiten - beides spielt zusammen bei der Einschätzung, ob Sie ein Risikopatient sind. Dazu zählen Fragen nach Krankheiten, Allergien, regelmäßiger Medikamenteneinnahme, vorangegangenen Operationen sowie Alkohol- und Nikotinkonsum, die als Risikofaktoren in der zahnärztlichen Praxis gelten. Basierend auf den Antworten und der Untersuchung wird für jeden Patienten ein individuelles Risikoprofil erstellt. Ihr Zahnarzt nimmt sich dann individuell Zeit für Sie und Ihre Bedürfnisse, um Ihre klinische Situation bestmöglich zu berücksichtigen.

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Wie kann ich selbst herausfinden, ob ich ein Risikopatient bin?

Patienten können bereits vor der Visite in der Praxis ganz in Ruhe typische Fragen aus der Anamnese durchgehen, um Ihr eigenes Behandlungsrisiko abzuschätzen. Speziell handelt es sich um folgenden Fragenkatalog der Anästhesiologie:

  • Liegen bei Ihnen Herzbeschwerden vor (beispielsweise Angina pectoris, Myokardinfarkt, Bluthochdruck) oder haben Sie einen Herzschrittmacher?
  • Leiden Sie an Lungenerkrankungen (wie Asthma oder Bronchitis)?
  • Haben Sie andere dauerhafte Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes, Epilepsie, Hepatitis)?
  • Haben Sie Allergien?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein (beispielsweise zur Blutverdünnung)?
  • Wurden Sie kürzlich operiert?
  • Kommen in Ihrer Familie gehäuft Krankheiten vor?
  • Rauchen Sie?
  • Leiden Sie unter einem Alkoholproblem?

Haben Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit "Ja" beantwortet, besteht bei Ihnen ein mittleres oder gar höheres Behandlungsrisiko. Patienten mit chronischen Erkrankungen, die medikamentös gut eingestellt sind, werden der mittleren Gruppe von Risikopatienten zugeordnet. Zahnärztliche Behandlungen stellen für sie kein unmittelbares Problem dar.

Welche Personengruppen sind besonders "gefährdet"?

Zahnärzte werden besonders hellhörig, wenn ihnen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, endokrinen oder hämatologischen Erkrankungen bzw. Immunschwäche gegenübersitzen. Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum erhöhen das Risiko von oralen Erkrankungen. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner Patienten in drei Gruppen. Bei gesunden Menschen (erste Gruppe) besteht nur ein geringes Risiko, für sie stellen zahnärztliche Eingriffe keine unmittelbare Gefahr dar.

Ganz besonders Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Diabetes oder ähnlichen Erkrankungen haben ein hohes Risiko.

Personen aus der mittleren Gruppe leiden an einer dauerhaften Erkrankung (systemische Erkrankung), die mittels Medikamenteneinnahme kontrolliert werden muss, etwa Diabetes mellitus oder Asthma bronchiale. Ist die systemische Erkrankung gut unter Kontrolle, sind Betroffene nicht gefährdet, bei einem zahnärztlichen Routineeingriff Komplikationen zu erfahren. Liegt jedoch ein hohes Behandlungsrisiko vor (immungeschwächte Personen wie kürzlich operierte, Organtransplantierte und Krebspatienten zählen zu dieser dritten Gruppe), spricht man von Risikopatienten. Bei ihnen muss der Arzt gezielt Vorsichtsmaßnahmen treffen, um die Gesundheit des Patienten nicht zu gefährden, insbesondere wenn Risikofaktoren vorliegen.

Zahnmedizinische Behandlung von Patienten unter der Einnahme von Bisphosphonaten

Bisphosphonate werden häufig zur Behandlung von Erkrankungen wie Osteoporose oder bestimmten Krebserkrankungen eingesetzt, da sie die Knochenmasse erhöhen und das Risiko von Knochenbrüchen reduzieren. Allerdings kann die Einnahme dieser Medikamente auch Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben. Zahnärzte müssen daher besonders vorsichtig sein und eine gründliche Anamnese der Patienten durchführen, um potenzielle Komplikationen zu vermeiden, die während der zahnmedizinischen Behandlung auftreten können. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und anderen medizinischen Fachkräften ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Risikopatienten die bestmögliche Versorgung erhalten und mögliche Nebenwirkungen der Behandlung minimiert werden.

Zahnärztliche Behandlung und Therapie von Patienten mit Diabetes Mellitus

Zahnärztliche Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus ist ein wichtiger Aspekt der zahnmedizinischen Versorgung, da diese Patienten ein höheres Risiko für orale Komplikationen haben, vorwiegend in der Oralchirurgie. Diabetes kann zu einer erhöhten Anfälligkeit für Parodontalerkrankungen führen und die Wundheilung nach zahnärztlichen Eingriffen beeinträchtigen. Daher ist es entscheidend, dass Zahnärzte bei der Behandlung von Risikopatienten wie Diabetikern besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen. Dazu gehören eine umfassende Anamnese, die Berücksichtigung des aktuellen Gesundheitszustands des Patienten und eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt in der zahnärztlichen Praxis. Zudem sollten regelmäßige Kontrollen und eine individuelle Mundhygieneberatung angeboten werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und die allgemeine Mundgesundheit zu fördern, insbesondere bei Patienten unter Chemotherapie.

Wie unterscheidet sich die Behandlung von der anderer Patienten?

Ist eine Behandlung bei einem Risikopatienten geplant, muss der Arzt einige Maßnahmen durchführen. Welche Vorsichtsmaßnahmen das im Einzelnen sind, hängt von der Art der Behandlung und der Erkrankung des Patienten ab.

Es ist eine beständige und besonders sorgfältige Überwachung aller Behandlungsschritte notwendig. Außerdem können prophylaktische Antibiotikagaben ebenfalls sinnvoll sein, um eine Infektion auszuschließen.

Beispielsweise kann der Arzt im Vorfeld eines Eingriffs eine medikamentöse Therapie (zum Beispiel mit gerinnungshemmenden Arzneien) oder eine antibiotische Prophylaxe einleiten sowie bestimmte lokale Maßnahmen ergreifen (etwa blutstillende Gaze oder eine Schutzplatte zur Kompression einsetzen). Das kann im Vorfeld bzw. nach verschiedenen zahnchirurgischen Operationen, wie z. B. Wurzelspitzenresektionen, Weisheitszahnentfernungen oder Implantationen, notwendig werden. Im Unterschied zu Risikopatienten brauchen gesunde Menschen solche prophylaktischen oder therapeutischen Maßnahmen nicht, bei ihnen ist das Immunsystem stark genug und wird mit den "Nachwehen" einer zahnärztlichen Behandlung mühelos fertig.

Welche Absicherungen sind bei der zahnmedizinischen Behandlung notwendig?

Liegen Anzeichen vor, dass Sie ein Risikopatient sind, entwickeln Ihr Hausarzt und der Facharzt gemeinsam Ihr persönliches Risikoprofil. So ist Ihr Zahnarzt über den klinischen Gesundheitszustand seines Patienten umfassend informiert und kann die besten Rahmenbedingungen für die Therapie schaffen. Zusätzlich können weitere diagnostische Maßnahmen notwendig werden, um das Behandlungsrisiko noch genauer einschätzen zu können, etwa vor größeren Eingriffen in Vollnarkose. Dazu zählen EKG- und Lungenfunktionsbefunde sowie aktuelle Blutwerte (Gerinnungsstatus, Blutzucker), die in der klinischen Beurteilung von Risikopatienten berücksichtigt werden sollten.

Vor allem bei Behandlungen unter Narkose muss ein Patient gut abgesichert und überwacht werden.

Auch während des zahnärztlichen Eingriffs kann es erforderlich werden, das Befinden des Risikopatienten zu überwachen. Mit einer Kontrolle der Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung im Blut) hat der Zahnarzt den Gesundheitszustand direkt im Blick und kann den Eingriff bei Gefahr sofort unterbrechen. Diese Absicherungen helfen, Befürchtungen und Komplikationen zu vermeiden.

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am 24.07.2025 von Autor und Zahnarzt für Oralchirurgie Dr. med. dent. Frank Seidel.

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