Knochenschwund im Kiefer

Knochenschwund ist ein Leitsymptom bei Parodontose und Osteoporose und muss schon vor einer Implantation mit Zahnimplantaten verhindert werden

Knochenschwund durch Osteoporose ist eine Volkskrankheit. Die Befürchtung, dass diese Krankheit zu Zahnverlust führt, ist aber unbegründet.Das Thema Osteoporose, häufig auch "Knochenschwund" genannt, ist als Volkskrankheit in den vergangenen Jahren verstärkt in das Blickfeld der Bevölkerung gerückt. Betroffene befürchten negative Auswirkungen auch auf die Zähne. Der Schwund des Knochens im Kiefer hat andere Ursachen.

Was den dentalen Knochenverlust und dadurch Lockerung der Zähne hervorruft und wie dieser behandelt werden kann, beleuchten wir im Detail.

Was ist ein Knochenschwund?

Osteoporose stellt eine Erkrankung des gesamten Skeletts dar. Dabei verlieren die Knochen langsam Struktur, Festigkeit und Masse.

Knochenschwund (Osteoporose) ist eine Erkrankung des gesamten Skeletts. Bei der Krankheit verlieren Knochen schleichend an Knochenmasse, Festigkeit und Struktur. Die Knochenmasse nimmt ab, weil das normale Gleichgewicht von Knochenbildungs- und Abbauprozessen gestört ist. Die Knochenkrankheit kann sich im gesamten Körper manifestieren und stellt sich aufgrund von Ernährungsmängeln, Bewegungsarmut und vor allem des Älterwerdens ein. Auch das Rauchen und ein niedriges Körpergewicht gelten als Faktoren für ein erhöhtes Risiko. Osteoporose entsteht in seltenen Fällen auch durch eine Stoffwechselkrankheit oder die Einnahme bestimmter Medikamente.

Trotz vieler Studien ist es bis heute nicht ganz klar, wie Osteoporose sich auf Zähne und Kieferknochen genau auswirkt. Es wird angenommen, dass die Krankheit mit der veränderten Knochendichte nur bedingt zu einer schlechteren Knochenqualität im Kieferbereich führt. Die Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) ist eine wichtige Untersuchung zur Diagnostik der Osteoporose. Die am häufigsten verwendete Methode ist heutzutage die sogenannte DXA-Messung (dual-X-ray-absorptiopmetry). Andere Verfahren sind die quantitative Computertomografie oder der quantitative Ultraschall.

Der Verlust von Knochen im Kiefer resultiert vielmehr aus der Erkrankung Parodontose. Wird die Entzündung nicht rechtzeitig gestoppt bevor sie sich zu Parodontitis entwickelt, kann sie schließlich auf den Kieferknochen übergreifen und schleichend zu dessen Abbau führen, weil der Kieferknochen nicht mehr richtig belastet werden kann.

Was ist primäre und sekundäre Osteoporose?

Eine primäre Osteoporose ist eine Osteoporose, die ohne erkennbare Ursachen entsteht. Man bezeichnet sie auch als idiopathische Osteoporose. Sie steht damit im Gegensatz zur sekundären Osteoporose, die durch eine Grundkrankheit verursacht wird.

Wie viele Knochen hat ein Mensch?

Ein Baby kommt mit circa 350 Knochen zur Welt, die mit der Zeit zusammenwachsen. Im Gegensatz dazu verfügt ein Erwachsener über rund 206 Knochen. Eine festgelegte Anzahl gibt es nicht, da mancher Knorpel erst im Laufe der Jahre verknöchert. Dieser Zeitpunkt ist bei jedem Mensch unterschiedlich.

Führt der Abbau von Knochenmasse zu Zahnproblemen?

Bei Osteoporose Patienten kann es zu Komplikationen bei der Implantation kommen, weshalb der Zahnarzt über die Erkrankung zu informieren ist.

Zwar hat die Osteoporose eine verminderte Knochenqualität zur Folge, Probleme wie vermehrte Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontiums) oder gar Zahnverlust aufgrund der Osteoporose werden aber selten beobachtet. Allerdings kann es bei an Osteoporose leidende Patienten zu Komplikationen bei der Zahnbehandlung und Therapie mit Implantaten kommen. Darauf weist der Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) hin.

Die Medikamente der Betroffenen könnten den Knochenstoffwechsel verlangsamen und die Einheilung von Zahnimplantaten behindern. Generell ist die Erkrankung Osteoporose aber nicht als grundsätzlicher Hinderungsgrund für Zahnimplantate anzusehen. Betroffene sollten den Zahnarzt über die Erkrankung aber in jedem Fall informieren, sodass vorbereitende Maßnahmen getroffen werden können.

Der BDIZ EDI empfiehlt für die weitere interdisziplinäre Betreuung dieser Patienten, zunächst darauf hinzuwirken, dass Gewohnheiten in der Ernährung und Mundhygienemaßnahmen so verbessert werden, dass sich chronische Belastungen minimieren. Dazu gehört auch die Prophylaxe beim Zahnarzt, die Entfernung von Zahnstein und die banale Prothesenreinigung. Der Zahnarzt muss weitere Risikofaktoren, wie Entzündungen an der Zahnwurzel (durch Wurzelspitzenresektion, Wurzelbehandlung), retinierten Weisheitszahn oder eine Parodontose sofort behandeln, um Beeinträchtigungen der Allgemeingesundheit durch Entzündungen im Mundbereich zu verhindern.

Woraus bestehen Knochen?

In erster Linie bestehen Knochen aus mehreren Knochenzellen, die sich zu einer kalkhaltigen Substanz zusammensetzen. Dabei entsteht die schwammartige Struktur. In der Substanz lagern Mineralstoffe wie Calcium, die dem Knochen Härte und Stabilität verleihen. Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil ist Kollagen, der die Knochensubstanz elastisch hält. Umgeben wird der Knochen von einer Knochenhaut, die von Nervenzellen und Blutgefäßen durchzogen ist. Diese Nervenzellen sind für die Schmerzen bei einem Stoß oder einer Verletzung verantwortlich. Währenddessen sind die Blutgefäße für die Nährstoffversorgung und Sauerstoffzufuhr zuständig.

Osteoporose-Medikamente als Ursache von dentalem Knochenverlust?

Die Bisphosphonatmedikamente von Osteoporosepatienten stehen im Verdacht dentalen den Knochenabbau zu begünstigen. Sie sind aber so gering dosiert, dass hier kein Zusammenhang zu sehen ist.Viele Osteoporose Patienten erhalten Medikamenten aus der Gruppe der sogenannten Bisphosphonate. Diese Medikamente hemmen die Arbeit der Knochenzellen, die für den Abbau der Knochensubstanz hauptverantwortlich sind.

Diese Wirkungsweise macht Bisphosphonate auch für die Krebstherapie interessant, um Metastasen im Skelett zu bekämpfen. Krebspatienten erhalten das Medikament intravenös in einer  hoch konzentrierten Darreichungsform. Solche hohen Dosierungen können bei drei bis acht Prozent der betroffenen Krebspatienten zu Osteonekrose, also dem Absterben von Knochenzellen führen. Im Vergleich dazu werden bei Osteoporose Bisphosphonate in einer mindestens zehnfachen geringeren Dosierung oral verabreicht, sodass kein Zusammenhang zwischen der Medikation und dentalem Knochenrückgang bei Patienten mit Osteoporose angenommen werden kann.

Wie macht sich Knochenschwund bemerkbar?

Aus einer langwierigen Paradontoserkrankung entsteht der Verlust von Knochenmaterial im Kiefer.Das Hauptsymptom der Osteoporose stellen Knochenbrüche durch verringerte Knochendichte dar, die im Kieferbereich jedoch kein Thema sind. Beim Knochenverlust im Kieferbereich kann durch die abnehmende Knochenmasse eine Lockerung der Zähne erfolgen. Entzündungen, Zahnfleischtaschen und Blutungen können vermehrt vorkommen, da Bakterien es schaffen durch die gelockerten Zähne tiefer ins Gewebe einzudringen.

Im fortgeschrittenen Stadium, wenn der Kieferknochen sich bereits stark zurückgebildet hat, kann ein Knochenrückgang den teilweisen oder kompletten Verlust der Zähne hervorrufen.

Wie kommt Knochenschwund im Kiefer zustande?

Eine langwierige Parodontoseerkrankung führt zu Verlust von Knochenmaterial im Kiefer.Der Verlust von Knochen im Kiefer resultiert aus einer langwierigen Parodontose Erkrankung, die unbehandelt zu schwerwiegenden Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führt, durch die der Kiefer nicht mehr wie gewohnt, belastet werden kann.

Die normalen Belastungen und Beanspruchungen durch das Kauen schützen den Kiefer vor starkem Knochenverlust, auch bei Patienten, die unter Osteoporose leiden.

Vitamine bei Osteoporose

Vitamine sind gesund und sorgen für gesunde Knochen. Bekannt ist, dass Vitamine bei Osteoporose neben Vitamin-D und noch eine Reihe weiterer Vitamine (K, C, B6, B12 und Folsäure) helfen. Da die durchschnittliche Versorgung von Vitamin D in der Grundnahrung zu gering ist, sollten Sie zu Nahrungsergänzungsmittels mit Vitamin D greifen und das Risiko zu erkranken zu verringern.

Warum eine Knochendichtemessung durchführen?

Mit einer Knochendichtemessung wird der Mineralgehalt eines Knochens offenbart. Während der Messung wird der Aspekt genutzt, dass Röntgenstrahlen und Ultraschallwellen beim Auftreffen auf die Knochensubstanz abgeschwächt werden. Der ermittelte Wert gibt einen Hinweis darauf, ob der Patient an einer behandlungsbedürftigen Osteoporose leidet. Die häufigsten Verfahren zur Knochendichtemessung sind das Quantitative Computertomogramm (QCT) und die Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie (DXA). Für eine Vermessung sind quantitative Ultraschallverfahren ebenfalls möglich. Der ermittelte Wert wird anschließend mit dem Durchschnittswert von jungen und gesunden (T-Wert) oder gleichaltrigen Personen (Z-Wert) verglichen. Die Durchführung einer Knochendichtemessung ist sinnvoll, wenn es erste konkrete Hinweise auf einen ausgeprägten Schwund des Knochens gibt. Die Untersuchung sollten Sie nicht öfter als alle zwei Jahre durchführen lassen!

Mit Calcium vor Osteoporose schützen?

Calcium (alternative Schreibweise: Kalzium) ist ein lebenswichtiger Mineralstoff und der Hauptbaustein unserer Knochen und die Stabilität durch eine hohe Knochendichte. Der Dachverband Osteologie empfiehlt Patienten mit Osteoporose in seiner Leitlinie eine Gesamtaufnahme von 1000 mg Calcium täglich. Die bekanntesten Calciumlieferanten sind Milch- und Milchprodukte wie Käse und Quark. Ist bei Osteoporose betroffenen die Calciumaufnahme über die Ernährung nicht ausreichend, sollte die Calciumzufuhr durch entsprechende Medikamente aus der Apotheke erhöht werden. Ältere Menschen sollten auf eine ausreichende Calciumzufuhr achten, um eine ausreichende Knochendichte zu erhalten. Frauen in den Wechseljahren sind besonders anfällig für eine postmenopausale Osteoporose.

Nicht umsonst gehören Vitamin D und Kalzium zur Basis einer Osteoporose-Therapie: Vitamin D sorgt unter anderem dafür, dass die Aufnahme des Kalziums aus dem Darm stattfindet und der Einbau von Kalzium in den Knochen gefördert wird. Somit sind Kalzium und Vitamin D gemeinsam für stabile und gesunde Knochen verantwortlich.

Wie Zähne retten, trotz Abbau der Knochenmasse durch Parodontitis und Osteoporose?

Die aktuelle Situation im Mund entscheidet darüber, ob und welche Zähne gerettet werden können.  Da der Verlust von Knochen im Kieferbereich eine Folge der Parodontitis ist, ist die Ursachenbeseitigung, also die Beseitigung von Keimen und Taschen rund um die Zähne, besonders wichtig. Um Zähne zu erhalten, ist eine gute Mundhygiene in Verbindung mit regelmäßiger, engmaschiger Nachsorge unumgänglich.

Dem eigentlichen Knochenschwund lässt sich mittels eines Kieferaufbaus in Form einer Augmentation mit Knochenersatzmaterial oder körpereigenen Knochen begegnen. Auf diese Art kann in vielen Fällen eine Knochenregeneration erreicht werden. Handelt es sich um größeren Knochendefizite, wird die Therapie mit autologen Knochen, die vorwiegend aus dem Becken gewonnen werden, bevorzugt. Durch Knochenaufbau kann aber eine spätere Implantation und die Versorgung mit hochwertigem Zahnersatz erfolgen.

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am 10.01.2023 von Autor und Zahnarzt für Oralchirurgie Dr. med. dent. Frank Seidel.

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